Freisemester
Diesen Begriff kennen nicht viele. Eigentlich kann sich jeder Student freiwillig frei nehmen solange er will oder er muss nicht bestandene Prüfungen im nächsten akademischen Jahr wiederholen – alles auf Kosten seiner Studienzeit. In unserem Modellstudiengang ist ein für uns unfreiwilliges freies Semester vorgesehen, da unser Jahrgang im 8. und 9. Semester geteilt wird. So hat für die Dauer eines Semesters die Hälfte der Leute frei, während die andere Hälfte im Blockpraktikum ist. In diesem rotiert man im Uniklinikum zu Dritt über Stationen aller Fachrichtungen und schreibt am Ende eine große Prüfung. Ich hatte den Sommer über frei…die Arbeit beginnt ab Oktober (ich werde berichten). Was macht man also mit fast 8 Monaten Freizeit um einerseits seinen Horizont zu erweitern, andererseits in seinem Studium weiterzukommen und nicht vollkommen zu verblöden. Will man ins Ausland gehen oder an seiner Dissertation arbeiten? Wie soll das Studium weiter verlaufen?
Ich hatte schon vorher geplant meinen letzten Monat Famulatur in London (Fotos hier) zu verbringen. Dort war ich vorher noch nie, so dass ich in Sachen Sightseeing voll auf meine Kosten kam. Das britische Gesundheitssystem wollte ich auch genauer unter die Lupe nehmen und natürlich ein Fach ausprobieren, was mir vorher recht langweilig erschien: Anästhesiologie. Alles in Allem eine gute Wahl. Auch wenn ich nie in London arbeiten und leben könnte hat mir das Fach sehr gut gefallen. Ich bin schon fast sicher, dies in als Wahlfach während des PJ zu wählen, vielleicht als Perspektive für die Zukunft in Betracht zu ziehen.
Nach der Famulatur gingen die täglichen Untersuchungen für die Doktorarbeit los. Davon später mal irgendwann. Nebenbei habe ich relativ spontan viele praktische Kurse gemacht, z.B. über Ultraschall, Beatmungsgeräte, Schwangerschaft, Nähen lernen an Schweinefüßen etc. Und ich hatte mal endlich Zeit ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen, Sport, Romane-und-Zeitung-Lesen, Abends rausgehen, Familie besuchen, Kochen und einfach mal Abstand vom sonst so nervig-stressigen Alltag zu gewinnen.
Ganz wichtig für mich war noch eine Bewerbung in die Schweiz, die ich gleich zu Beginn regeln wollte: ich werde im nächsten Jahr ein Tertial meines PJ in der Nähe von Basel verbringen und sehen ob die Arbeitsatmosphäre, die Überstundenregelung und das tägliche Leben wirklich so erstrebenswert sind wie es überall heißt. Da man in der Schweiz als Student im letzten Jahr nettes Geld verdient (in Deutschland kann man sich ja grad mal das Mensaessen davon leisten) gibt es neben den Schweizer Studenten (denen ein Platz garantiert sein muss) sehr viele ausländische Bewerber. Es wird empfohlen sich 2 Jahre vor Beginn eine Stelle zu sichern. Der Vertrag ist unterschrieben, Aktion erfolgreich. Ich glücklich!!
Urlaub darf allerdings auch nicht zu kurz kommen. Erst geht es zwei Wochen nach Frankreich und danach noch eine Woche an die Ostsee *freu*
Liebe Katrin, Glückwunsch zu Deinem gelungenen Blog …. und endlich ein Blog, das wir auch dann verstehen, wenn Du vom Studium schreibst (was wir von Johannes‘ nicht immer behaupten können).