Woche 2: Orthopädie
Yeah, die Woche begann mit Halsschmerzen und einer schlaflosen Nacht…
Am ersten Tag gleich ab in den OP für eine 5 Stunden-OP mit Bleischürze und einer schlecht gelaunten Ärztin. Meinem Hals ging es dementsprechend. Zumindest stand ich steril am Tisch oder saß ab und an auf einem Hocker und habe Arme und Haken gehalten während jede einzelne Schraube 3-5 mal im Röntgen kontrolliert wurde. Der Nachteil: Ohne dass Lehre stattfinden muss (dazu sind wir ja genau da) hilft man als Student bei vielen Dingen mit und dies wird als gegeben angesehen („kann mal ein Student in den OP kommen, wir brauchen einen Hakenhalter“ – so kann es laufen). Der Vorteil: Man ist mitten im Geschehen, sieht die OP aus nächster Nähe und wenn man Glück hat steht ein netter Arzt daneben, der einem etwas erklärt. Zurück zur OP: Gesehen habe ich am ersten Tag eine Verbundosteosynthese, also eine pathologische Oberarmfraktur die mittels Nagel, Knochenzement und Platte stabilisiert wurde. Der Knochen an dieser Stelle war nur noch Tumor, also ganz matschig, und musste erst einmal ausgeräumt werden. Insgesamt viel Röntgen und bohren…am Ende durfte ich zumindest knoten, das erste mal, juhuu!!
Joa, die nächsten drei Tage war ich auch im OP eingeteilt und sollte als 2.Assistenz bei den Chef-OPs stehen. Da hier der Lerneffekt absolut gleich null war und der Herr Professor nicht sehr redselig, höchstens um fiese Fragen zu stellen, habe ich darauf verzichtet und bin in den Nachbar-OP ausgewichen. Hier waren die Ärzte netter und die Pfleger lustig und da irgendwann immer ein Student ankam, der unbedingt dabei sein wollte (cool, endlich OP), konnte ich mich früh aus dem Staub machen (cool, endlich weg hier – wenn mir langweilig ist bin ich absolut gut darin). Was gabs an OPs? Umstellungsosteotomien, viele Metallentfernungen, Wirbelsäulenchirurgie, Füße. Die ganzen Endoprothesen habe ich in England zur Genüge gesehen und war nicht absonderlich scharf darauf dicke Beine zu halten. Knoten durfte ich dafür aber bei ein paar OPs und auch zwei Redon-Drainagen anknoten (Note: sehr schön ;-))
Fazit: Ich bin definitiv zu weiblich für dieses Fach. Erstens kann ich mir nicht vorstellen mit Säge, Bohrmaschine und Schraubendreher zu Arbeiten. Zweitens sind die OPs alle sehr ähnlich und alle haben mit Metall zu tun. Drittens beneide ich die Ärzte nicht, die sich mit OPs, Stationsalltag (im UK sind die Patienten überall verteilt = Halbmarathon zur Visite) und diversen Sprechstunden stressen und keine Zeit mehr für ihr Privatleben haben. Ich würde sicherlich anders denken, hätte ich den interessanteren Teil der Orthopädie kennen gelernt, z.B. Spezialsprechstunden in der Poliklinik. Erlebt man sympathische Ärzte, erscheint das Fach viel schöner, so merkwürdig es ist und sosehr man sich dadurch nicht täuschen lassen sollte: Von Ortho hab ich genug und freue mich auf Allgemeinchirurgie in den nächsten zwei Wochen 😉