Woche 16: Pädiatrie
Es gab sehr viele Stationen zur Auswahl und ich war froh auf meiner Wunsch-Station, der Kleinkinder- und Säuglingsstation zu sein. Ich wollte alltägliche Krankheitsbilder sehen und auch Gelegenheit haben Kinder zu untersuchen. Daher kamen Frühchen, Intensiv, Operierte-Kinder und Kinderkardio nicht in Frage, Onkologie wollte ich mir beim besten Willen nicht antun, Schulkinder waren mir schon zu erwachsen. Ein kleines Chaos herrschte auf der Station, entweder liefen die kleinen Stöpsel ihren Eltern weg oder hatten Hunger, mussten die Windeln gewechselt bekommen oder brüllten lauthals, wenn sie weiße Kittel sahen. Auf manchen Zimmern übernachteten die Mütter, Eltern liefen sowieso permanent über die Station.
Bakterien und Viren gab es auch überall: Erbrechen, Durchfall, Erkältung, Lungenentzündung und vieles mehr. Wenn man allein bedenkt wie oft jede Mutter ihr Kind anfasst und dann Türgriffe anfasst oder Tee auf dem Flur zubereitet oder wie oft die Ärzte durch die Zimmer gehen und zwar ihre Hände, aber nicht das Stetoskop desinfizieren…lecker. Wie kranke Kinder auf die Keime anderer Kinder reagieren, will ich mir gar nicht vorstellen. Cool dass ich die ganzen Wochen über nicht krank geworden bin…hätte ich echt nicht erwartet…aber wie wir ja gelernt haben kann man in stressigen Phasen nicht krank werden…
Schlimm an Pädiatrie ist, wenn dicke Nadeln in die kleinen Speckhändchen gestochen werden und es dann ohrenbetäubendes Schreien und dicke Krokodilstränen gibt. Manche Kinder sind auch bei normalen Untersuchungen schwierig, entweder haben sie Angst oder sind stur und wollen sich nicht untersuchen lassen. Wenn ich mir vorstelle jede ärztliche Tätigkeit mit Gebrüll zu beenden, weiß ich, dass ich im falschen Fach bin. So schön es bestimmt wäre und so süß Kinder sind, meine Geduld wäre schnell am Ende.
Die Woche war ganz gut. Es gab zwar sehr viel Visite, auch einiges an Studentenunterricht und die ganze Organisation hat halbwegs funktioniert.