Die erste Woche war kurz, da Montags in der HNO für Studenten frei ist 😉 Also nur 3 Tage Klinik, der Freitag finden immer Vorlesungen statt. Sehr positiv war, dass wir immer zu zweit in 3 Bereichen rotieren konnten: Poliklinik, OP, Station.
Die Poliklinik war spannend!! Ich hatte mir das Arbeitstier unter den Assistenten ausgesucht, so dass bestimmt 20 Patienten in rasantem Tempo untersucht wurden. Schreiende Kinder mit chronischer Otitis media, Patienten mit Schwindel oder Tinitus, Zustand nach diversen NasenOPs, geplatzte Ohrmuschel nach Trauma, Tumor, Schwerhörigkeit, Paukenröhrchen bei fließenden Ohren. Ich möchte nie HNO-Patient sein. Definitiv nicht. Allein die Vorstellung, dass diverse Instrumente bei vollem Bewusstsein in alle Körperöffnungen des Kopfes eingeführt werden…dann kann man da natürlich noch saugen oder Abstriche nehmen oder gleich Tamponaden einführen. Hör- und Schwindelprüfungen gehören natürlich auch dazu.
Am OP-Tag hatte ich großes Glück, weil der Chef der Klinik am Tisch stand und die ganze Zeit erklärt hat oder Anektoden zum Besten gab. Ein sehr netter Arzt, der sogar vom Tisch tritt, um uns Studenten durch seine Winkeloptik in die Nasennebenhöhlen schielen zu lassen. Auf dem Plan stand: Radikalhöhlenrevision nach zuvor erfolgter Radikalhöhlenoperation bei Cholesteatom. Hierbei wurde nekrotische Faszie abgetragen und der Defekt neu gedeckt mittels Knorpel aus der Ohrmuschel. Die zweite OP war eine Septumplastik bei starker Septumdeviation mit Abtragung der Conchen und Vergrößerung der Ostien der Nasennebenhöhlen. Dabei kam es zum Duraleck, so dass wir uns gleich eine Deckung mit Faszie, Fibrinkleber und Knorpel anschauen konnten. Ich bin froh es mal gesehen zu haben, aber für meinen Geschmack ist alles zu knorpelig-knöchern-schleimhäutig, die Zugänge sind beengt und insgesamt ist alles zu frickelig.
Die Station…eigentlich langweilig. Aber ich habe etwas sehen können, was die wenigsten zu sehen bekommen: ein exulzeriertes Larynxkarzinom, das von außen sichtbar Faustgroß war und dauernd geblutet hat. Das muss als Beschreibung reichen, auch wenn die Geschichte hierzu sehr spannend wäre. Dann habe ich noch ein Nasenbluten (bei Gerinnungsstörung nach Septumplastik) gesehen, wie ich es mir nicht hätte träumen lassen. Da ein sehr netter Assistent Stationsdienst hatte, hatten wir die Möglichkeit uns selbst ein wenig zu untersuchen. Natürlich mit den angenehmen Instrumenten: Zungenspatel, Frenzelbrille, Nasenspekulum und Stirnleuchte, Ohrtrichter und Ohrmikroskop. So einfach es aussieht…es ist gar nicht so leicht das Trommelfell im Mikroskop einzustellen.
Das Fach ist eigentlich interessant, da eine Vielzahl an Untersuchungen und Operationen durchgeführt wird und nicht nur ein Organ im Mittelpunkt steht. Geschmackssache trotzdem 😉