Woche 10: Neurologie
Bevor ich anfange zu erzählen ein Wort zu den Arbeitsbedingungen: Unter 12 Stunden pro Tag arbeitet kaum jemand, die Mittagspause fällt des öfteren aus, nur ein Wochenende pro Monat ist komplett frei und die Überstunden dürfen nicht aufgeschrieben werden, dafür bekommt man also weder Geld noch Freizeitausgleich. Ein junger Chef (um die 40), der dies absolut erträglich findet und immer von früher redet. Dabei hat die Bettenzahl zugenommen, die Liegedauer abgenommen und die Ärzte arbeiten und arbeiten. Freizeit geht gar nicht mehr. Warum das alles: Weil das Patientenkollektiv im Krankenhaus der Maximalversorgung selektiert ist und man auch exotische Dinge zu sehen bekommt. Und alles nicht so langweilig ist. Anscheinend haben schon einige gekündigt, um angenehmere Arbeitsbedingungen zu finden. Dies hat sich bereits unter den Studenten herumgesprochen und die Neurologie-Begeisterten werden sicherlich ein anderes Krankenhaus wählen.
Manchmal glaubt man nur schwer was man hört. Eine nicht mehr so unerfahrene Assistentin war während unserer Woche einen Tag bis 23:30 im Klinikum und kam auch am nächsten Tag wieder gut gelaunt, unterrichtete uns sogar.
Gelernt habe ich in den vier Tagen vor allem etwas in der neurologischen Untersuchung. Das lag zum einen an einem sehr lehrreichen Computerprogramm mit systematischen Untersuchungen mit Kommentar, für Studenten gemacht und wirklich toll. Dann gab es ein witziges Elektrophysiologie-Seminar, in dem wir gelernt haben was die Honeymoon-Parese des Nervus medianus des Mannes ist und was die Post-Honeymoon-Parese der Frau ist. Dann wurde mein N.medianus mit Elektroden beklebt und wiederholt gereizt (dabei zuckt der Daumen und man fühlt sich, als hätte man eins gewischt bekommen). Meine Reizleitung funktioniert absolut gut und es sieht nicht so aus als würde ich in nächster Zeit ein Karpaltunnelsyndrom bekommen. Neben der Demo wurden uns die Grundzüge der EMG nähergebracht. Die netten Neurologinnen auf der Station nahmen uns immer gern zu den Untersuchungen mit und erklärten viel, obwohl eigentlich fast keine Zeit war.
Auch hier waren die vier Tage zu kurz, gerade für ein so komplexes Fach wie die Neurologie. Für einen Einblick musste es reichen und mein Fazit lautet: Ein sehr spannendes Fach, aber ich finde mich nicht so wirklich wieder.
Das Gute: Nun ist HALBZEIT der Blockpraktika. Noch eine Woche und danach sind 2 Wochen Weihnachtsferien, in denen wir natürlich wie immer lernen müssen. Endlich mal Zeit dafür 🙂
Das Schlechte: In der Woche war ich meist spät zu Hause und kam kaum zum lernen oder dazu weiter an meiner Doktorarbeit zu schreiben. Am Wochenende muss ich Antibiotika wiederholen oder noch mal lernen, um ein Seminar vorzubereiten. Die Zeit rennt, bald kommt die erste Klausur in Allgemeinmedizin (die nicht zu schwer wird, aber auch vorbereitet werden will) und danach sind nur noch 2 Monate Zeit für 2 Klausurtage und 9 Fächer…viel zu wenig, aber systematisch lernen geht ja eigentlich nie.
Ach ja: ich versuche verzweifelt ein Zimmer in Hannover zu bekommen, ausgerechnet in der Woche der Cebit…alle Hotels sind schecklich teuer oder ausgebucht. Wer eine Idee hat bitte Bescheid sagen!!