Woche 11 & 12: Psychiatrie
Das waren zwei spannende Wochen, in denen ich jeden Tag gern zum Klinikum gefahren bin und viel gelernt habe…auch wenn es nicht mein Fach der Wahl wird 😉
Ich war auf der Suchtstation, auf die die meisten Patienten zur stationären Entgiftung bei Alkoholabusus kamen. Das Stationsteam bestehend aus Ärzten, Pflege, Ergotherapeuten, Psychotherapeuten, Sozialdienst musste enger als in anderen Disziplinen zusammenarbeiten, ständig fanden Besprechungen oder Übergaben statt. Die Visiten und Aufnahmen waren natürlich sehr ausführlich, ganz schnell wusste ich über Patienten und ihre Geschichten Bescheid – auf anderen Stationen hat man als Student Mühe sich Details zu merken, da man viel zu wenig Zeit mit den Patienten verbringt, in der Psychiatrie bleibt hingegen nur das Gespräch. Zugegeben, am Ende des Tages hatte ich keine Lust mehr auch nur ein Wort zu hören, da es doch anstrengend war.
Erschreckend fande ich die Tatsache, wie sehr die meisten Alkoholiker ihre Krankheit hassten und wie sehr sie dagegen kämpften…und wie schnell sie schon nach einem Tag zuhause wieder zur Flasche griffen und zurück kamen. Viele waren Dauerpatienten, die immer zwischen Auf- und Abbau schwankten, es gab auch wenige die jahrelang trocken blieben, bevor sie durch eine Krise wieder zu trinken begannen. Die Medizin kam natürlich auch nicht zu kurz: Alkoholentzug, Krampfprophylaxe, Komplikationen in Form von Delir und Wernicke-Enzephalitis, Beleiterkrankungen und individuelle Therapie. Ganz schrecklich waren die sozialen Situationen, in denen sich viele Patienten infolge ihrer Sucht befanden.
Zum Glück gab es aber nicht nur Suchtpatienten, sondern auch Depressionen, Persönlichkeitsstörungen / -akzentuierungen (ein Thema für sich, zu dem ich unbedingt noch was lesen muss), Wahn, Schizophrenie und Essstörungen. Glück – weil es so wichtig ist, bestimmte Krankheitsbilder einmal gesehen zu haben und sie vielleicht später wieder zu erkennen.
Verrückt hat mich die Pharmakologie gemacht. Kann ich mit Mühe die Wirkstoffe einzelner Substanzgruppen auseinanderhalten wurde hier natürlich mit nicht alltäglichen Handelsnamen herumgeworfen. Schreeeccckklich, mein Arzneimittelpocket hat sich echt abgenutzt.