Für die Chirurgie waren 2 Entscheidungen zu treffen:
- Das Fach: Allgemein-, Unfall-, Gefäß-, Neuro-, Herz-Thorax-, Plastische Chirurgie
- Der Ort: UKA oder eins der Lehrkrankenhäuser in Aachen
Für mich ist die Chirurgie nur Pflichtteil und ich fande es wichtig, in Hinblick auf die geforderten PJ-Kenntnisse nächstes Jahr, mir die Allgemeinchirurgie anzutun. In der Uniklinik, weil es ja spannend sein sollte. Dafür auch überfüllt: insgesamt 17 PJler und Blockpraktikanten, die sich auf ein paar Stationen und die OP-Säale aufteilen.
Am ersten Tag nach der Frühbesprechung gab es ein paar Blutentnahmen, manche davon nur aus dem ZVK, Zugänge…gut fürs Training nach so langer Zeit. Danach folgte eine lange und lustige Studentenvisite mit vielen Fragen und Erklärungen und parallel wurden Verbände geklebt. Danach war nichts mehr los…große Langeweile, quatschen mit den PJlern, Stomata und Darmanastomosen aufmalen und ein wenig lernen, rumsitzen. Ich bin jetzt schon dankbar im Chirurgie-Tertial in der Schweiz zu sein. Da kann es nur besser sein als hier. Da sitzen fast-fertige Ärzte herum und langweilen sich, weil sie keine vernünftigen Aufgaben außer Blutentnahmen, Zugängen, Verbänden und Haken-halten bekommen (das könnten eigentlich auch Leute nach ein paar Wochen Ausbildung tun)…während die Chirurgen Überstunden schieben mit zu wenigen Ärzten und zuviel Arbeit. Begriffen haben sie noch immer nicht, dass die PJler ihre Zukunft sind und gerade die gut behandelt werden sollten, damit sie sich bewerben und etwas Arbeit abnehmen nach dem Examen. Nein, wir vergraulen die Studenten in jeder Ausbildungsphase und unsere Lebenserwartung bleibt bei 56. Herzlichen Glückwunsch. Studentenunterricht gibt es nur marginal. Nebenbei zeigt man noch Machogehabe: Nach dem Dienst wird weitergearbeitet, obwohl eigentlich Schlaf und Ruhe angesagt wäre, aber das ist uncool, das macht niemand. Ja.. 🙂
Der zweite Tag war so langweilig, dass ich mittags nach Hause gegangen bin. Es ist ja meine Zeit und wenn ich nichts lerne halte ich es nicht für nötig anwesend zu sein…
Am dritten war es besser: Meine Stimmung war schon gleich super durch ein paar schöne Zugänge und Blutentnahmen, bei Patienten, die von vornherein sagen: „Bei mir gehts nur ganz schlecht“. Die Arme sind blau und man sieht vielleicht eine Vene…in der ich beim ersten Versuch drin war, Patienten glücklich und ich noch mehr *freu* Es galt ellenlange Klammernähte zu lösen, ZVKs zu ziehen, beim Drainagenziehen zuzusehen, Verbände zu machen. Um die Zeit zu verkürzen war ich ein paar Stunden im OP. Die Chirurgen brauchen ja immer 2 Studenten am Tisch für die vielen Haken. Dabei darf man sich das chirurgische Männer-Macho-Gehabe anhören. Trotzdem gab es noch in Highlight für mich: Nach dem Knoten durfte ich intrakutan fortlaufend zunähen, zumindest die halbe Naht. Das hatte ich vorher nur am Schweinefuß gemacht und an Schweinehaut ist es echt nicht leicht auch wirklich in der Haut zu bleiben. Hier waren die Fäden feiner als im Nahtkurs und die Haut der älteren Dame schlaff, so dass es kinderleicht war. Die Naht wurde sehr schön, nicht dass nun jemand Angst hat von Studenten genäht zu werden. Die machen das viel liebevoller als die gehetzten Chirurgen, die nur zur nächsten OP wollen.
Morgen folgt ein kurzer Tag, um halb 3 sitzen wir im Zug nach München!!!
Fortsetzung folgt nächste Woche…