Ein Fach auf das ich sehr gespannt war, da ich bisher noch nicht viel hiervon gesehen hatte. Die Ärzte kenne ich schon aus Seminaren und Untersuchungskursen: Im Unterricht wurden uns immer Blutausstriche mit maligne transformierten Zellen gezeigt, viel über die Anamnese bei Malignomen erzählt, die Besonderheiten und Therapiemöglichkeiten der einzelnen Erkrankungen erläutert. Für uns Studis wirklich gut, da Wert auf Basics gelegt wird, die hier auch ausreichend sind. In den interdisziplinären Konferenzen werden Therapiepläne für die vielen verschiedenen Erkrankungen des Blutes diskutiert und das macht schon Eindruck, da man merkt wie komplex und speziell das Fach ist. Ich war wirklich gespannt.
Eindrucksvoll war die Visite, die sehr gründlich und entspannt verlief. Der Patient stand absolut im Mittelpunkt, hatte Zeit für Fragen und auch eine kurze körperliche Untersuchung fand fast täglich statt. Gleich am ersten Tag wurde einem 50-jährigen Patienten mit Multiplem Myelom vermittelt, dass seine Wirbelsäule so osteolytisch durchsetzt ist, dass jede kleinste Belastung potentielles Absintern der Wirbel zur Folge haben kann. Klar, am besten viel liegen und die Korsage tragen, aber wie lässt sich das für den jungen Mann umsetzen, der eigentlich noch arbeiten möchte und gar nicht versteht was weiter mit seinem Leben geschehen soll. Danach kamen lauter jüngere Frauen mit metastasiertem Bronchialkarzinom und einer üblen Prognose.
Mit der Zeit gab es dann eine Menge zu sehen, schwerkranke Patienten mit einer ganz geringen Lebenserwartung und Patienten die schon jahrelang immer mal wieder zur Chemotherapie kommen und davon enorm profitieren. Die meisten Patienten erschienen mir sehr optimistisch und freuten sich über jeden Erfolg, so klein er vielleicht auch schien. Die große Depression die ich Erwartet hatte, habe ich nur in 1-2 Fällen gesehen. Insgesamt war die Stimmung im Team sehr sehr gut, alles das war schon ein Grund warum es Spaß gemacht hat jeden Tag zu kommen. Die meisten Patienten waren auf der Station bekannt, was ich mir auch sehr angenehm vorstelle, da man Verläufe erfährt.
Natürlich gehörte für uns Studenten die unliebsame Tätigkeit des Blutabnehmens dazu und EKGs schreiben auch. Die ganzen Neuaufnahmen wurden von uns befragt und untersucht und anschließend den Ärzten vorgestellt und dann besprochen. So habe ich endlich mal eine wirklich große Leber getastet und so einige Lymphknoten gefunden. Und aus den zum Teil typischen Verläufen kann man ja auch eine Menge lernen. Täglich fanden Knochenmarkspunktionen statt. Und auch von den Pflegern konnte man so einiges über ihre Erfahrungen mit schwer kranken Patienten erfahren.
Ich könnte noch viel mehr schreiben…mir hat es sehr gut gefallen und ich will auf jeden Fall im PJ wiederkommen. Dann fällt ja die Entscheidung was es einmal werden soll. Schwierig, da ich einerseits gern mit Patienten umgehe (also Innere wäre schon toll) aber andererseits keine Lust auf Leute habe, die immer weiter an ihrem metabolischen Syndrom arbeiten und gegen jede indirekt selbstinduzierte Erkrankung eine Pille schlucken wollen (da wäre die Innere gar nicht toll, aber diese Klientel gibts vielleicht auch in jeden Fach). Vielleicht wäre Hämato-Onko wirklich eine Option. Die Diskussion ist vorerst noch endlos lang, ich brauche mehr Erfahrung fürchte ich. Vielleicht müsste ich Pädiatrie machen, da Kinder noch so unschuldig sind und man sie noch prägen kann (Wunschdenken), aber mit denen kann man nicht vernünftig reden und die schreien bei jeder Spritze (nicht geduldig genug).